Roter Tresen & Vortrag zur 1968 am 26.04.19

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Orgasmusschwierigkeiten und Revolution –
Über einige Gründe vom Aufkommen und Scheitern der 68er Revolte in Deutschland

Zeit: Freitag, 26. April 2019 von 19:00 bis 02:00 Uhr
Ort: veto, Magdeburger Allee 180, 99086 Erfurt

19:00 Uhr
Vortrag und Broschürenvorstellung mit Andrea Trumann und Karl Rauschenbach

ab 21 Uhr
Roter Tresen der Falken Thüringen

Die in Deutschland mit dem Jahr 1968 verbundene Revolte markiert den Beginn einer neuen Epoche der revolutionären Bewegung und stellt implizit immer noch den zentralen Bezugspunkt der radikalen Linken wie der Kritik an derselben dar. Alle Konflikte der Gegenwart waren damals schon ausgesprochen und insbesondere auch alle Konflikte der radikalen Linken. Neue Lösungen gab es seither nicht, und so dümpelt die klassische Bewegungslinke treu weiter im damals frischen Bewegungstrott, ohne einen Meter voranzukommen. Dagegen die Flut der sich über diese Linke erhaben dünkende Kritikerschar, die diese Bewegung apriori ablehnt, sei es, daß sie diese als faschistisch oder auch nur als Teil der innerkapitalistische Modernisierung abwehrt. In Wahrheit wissen die wenigsten wirklich etwas über diese Bewegung, die gleichzeitig so gut durch ihre Akteure dokumentiert ist wie kaum eine andere.

Das war der Grund, eine kleine Broschüre herauszugeben, die vorgestellt werden soll. Es geht dabei nicht nur um die groben Eckdaten dieser Bewegung, von den Ereignissen am 2. Juni bis zum Mordattentat auf Rudi Dutschke, den anschließenden Strassenschlachten und der Radikalisierung und gleichzeitigen Dekomposition der Bewegung in zahlreiche Fraktionen, symbolisiert durch den legendären Tomatenwurf auf Krahl und dem Aufkommen der Frauenbewegung gehen, sondern vor allem auch um ihre Vorgeschichte, namentlich um die Gruppierung der Subversiven Aktion, die wesentlich zum Entstehen dieser Bewegung beigetragen hat. Augenmerk wird außerdem auf den subjektiven Faktor dieser Bewegung gelegt, die sich bequem als Wohnzimmergeschichte darstellen läßt und zeigt, wie wenige Revolutionäre eine fest gefügt erscheinende Ordnung ins Wanken bringen können, wenn sie nur den ernsthaften Willen hierzu aufbringen. Dann wird die zentrale und konstitutive Rolle des Antiimperialismus gewürdigt, da gerade durch die Auflehnung gegen die in Algerien und Vietnam allzu sichtbare Unterdrückung der dritten Welt auch die eigene sehr subjektive Versagung erfahrbar wurde, mithin die Gesellschaft wieder als die Klassengesellschaft erscheinen konnte, die sie auch nach der Integration des Proletariats bleibt. Überhaupt war der Motor dieser und jeder folgenden ernsthaften Bewegung, dass die scheinbar privaten Nöte mit der politischen Sphäre konfrontiert wurden und umgekehrt. Die sich daraus ergebenen Widersprüche trieben die Sache voran, brachten viele Individuen zu einem vollständigen Bruch mit der bestehenden Gesellschaftsform und dem durch sie gefügten Inhalt. Es wird dabei keinen Tadel an der Bewegung als Ganzem geben.