Call for Papers für das neue ThuG Magazine

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ThUg Magazine
Theorie & Ungeduld – ein neues Debattenorgan der SJD – Die Falken

Bundesweit haben sich einige Falken-Gliederungen zusammengetan, um eine neue Theorie-Zeitschrift, die als Debattenorgan für Aktive der Sozialistischen Jugend fungieren soll, zu gründen. Die Zeitschrift soll in unregelmäßigen Abständen (etwa einmal im Jahr) erscheinen, jedes Mal übernimmt eine andere Gliederung die Redaktion. Die erste Redaktion hat der Landesverband Thüringen übernommen.

Jedes Mal wird es einen Themenschwerpunkt geben, der in Form von Rezensionen und Artikeln bearbeitet wird. Ihr habt weitere Zusendungen, die nicht zum Themenschwerpunkt passen? Meldet Euch trotzdem bei uns!

  • Die Deadline für Beiträge für die erste Ausgabe ist: 15. Januar 2017.
  • Es gibt erstmal keine allgemeinen Angaben zu Umfang, der jeweilige Umfang eines Beitrages wird in Absprache mit der Redaktion festgelegt
  • Wenn ihr Lust habt, einen Beitrag zu verfassen, meldet Euch bei debattenorgan.sjd.die.falken@gmail.com.

Themenschwerpunkt: „Erstarken rechter Strukturen in Deutschland und Europa“

Ursachen des Erstarkens rechter Strukturen

Die Wahlerfolge der AfD in Deutschland stärken rechte Strukturen, sind aber gleichzeitig einer Veränderung des Wahlverhaltens und mutmaßlich auch der Einstellungsmuster vieler Menschen. Was ist geschehen, dass zu dieser Veränderung geführt hat? Warum wird die Gesellschaft plötzlich von vielen Menschen in dieser Art und Weise neu beurteilt? Auf welche gesellschaftlichen Veränderungen oder welche neuen Bewusstseinsstrukturen verweist diese Veränderung? Oder ist alles beim alten und gibt es bloß einen äußeren Anlass, der zu diesen Veränderungen führt? Welche Rollen spielen Gesellschaft, Alltag und psychische Konstitution der neuen Rechten und ihrer Unterstützer*innen? Was können diese Erkenntnisse für unsere polit-pädagogische Arbeit bedeuten?

Wer ist eigentlich diese Rechte Bewegung?

In Organisationen wie der AfD oder Bewegungen wie Pegida wirken Lehrer wie Björn Höcke, Adelssprößlinge mit NS-Minister-Großvätern wie Beatrixe von Storch und Unternehmerinnen wie Frauke Petry genauso wie Handwerker*innen, Rentner*innen, Arbeiter*innen. Gibt Teile der Bevölkerung, die die AfD, Pegida usw. stärker unterstützen und warum und mit welcher Absicht? Gibt es verschiedene Fraktionen und Interessensgruppen und warum bilden sie zusammen die AfD oder Pegida?

Wie lässt sich Momentan das Verhältnis rechtsradikaler Organisation zur rassistischen „Mitte“ bestimmen?

Im Laufe der letzten Monate scheint sich dieses Verhältnis verschoben zu haben.  Führen PEGIDA und AfD mit ihrem bürgerlichen Auftreten zu einer Enttabuisierung von und Entsensibilisierung für rechtsradikale Organisationen und Positionen; so wie es viele Linke behaupten.

Wie Organisieren sich rechte Strukturen heute?

Rechte Strukturen treten vielerorts selbstbewusst als „Bewegung“ auf. Deutlich wird in den meisten Regionen der BRD, dass der Organisationsgrad gestiegen ist. Inwiefern unterscheiden sich die Organisationsformen der „Rechtspopulisten“ von früheren Organisationsformen in der rechten Szene? Und welche Bedeutung haben diese Veränderung auf ihren derzeitigen Zuwachs an Teilnehmer*innen und Einfluss? Ist die Organisationsform vielleicht das „Neue“ an der momentanen rechten Bewegung?

Welche Rolle spielt Männlichkeit/ Geschlechterverhältnis?

In Bezug auf das Phänomen Rechtsextremismus sind Fragen nach geschlechtsspezifischen Aspekten erst in jüngerer Vergangenheit Gegenstand von Auseinandersetzungen geworden, dabei spielt Geschlecht offenbar durchaus eine Rolle – etwa wenn deutlich mehr Männer als Frauen in Österreich für Hofer stimmen. Artikel, die sich mit der Bedeutung von ‚Geschlecht‘ und ‚Sexualität‘ für das Erstarken rechter Strukturen befassen.

Gleichzeitig stellt sich die Frage welche Konzepte von Geschlecht innerhalb der Rechten Bewegung von Bedeutung sind und welche Funktionen diese übernehmen.

Stellt sich das in Deutschland anders dar als in anderen Ländern? Wie sieht das global aus?

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern lassen sich durch den Aufstieg von Parteien wie dem Front National (FN), der UK Independence Party (UKIP), der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), der Prawo i Sprawiedliwość (PiS), oder Anexartiti Ellines (ANEL) – Aufzählung unvollständig – praktisch flächendeckend Manifestationen einer Bewegung beobachten, für die sich in der Wissenschaft sowie im journalistischen und alltäglichen Sprachgebrauch die Bezeichnung ‚rechtspopulistisch‘ etabliert hat. Lassen sich in den entsprechenden Ländern Gemeinsamkeiten finden, die eine europäische oder globale Perspektive auf diese Entwicklungen sinnvoll oder gar nötig machen, oder besteht hier die Gefahr die Einflüsse der jeweiligen spezifischen politischen Kultur bzw. der besonderen materiellen Voraussetzungen in den einzelnen Ländern zu vernachlässigen?

Was bedeutet das für uns? / Lassen sich aus den Analysen praktischen Schlüsse ziehen?

Welche Auswirkungen hat das Erstarken rechter Strukturen konkret auf die politische und pädagogische Praxis für die Falken als sozialistischer Jugendverband sowie linke Bewegungen im Allgemeinen? Sind konkrete Gegenstrategien denkbar? Wie interpretieren andere linke Gruppen oder die Antifa dieses Erstarken? Wie weit Tragen deren Lösungen?

Welche Rolle spielen die verschiedenen Aspekte des Parteiprogramms der AfD – Marktliberalismus vs. Volksgemeinschaft?

Felix Korsch und Volkmar Wölk verorten in einer gleichnamigen Publikation die AfD als nationalkonservativ und marktradikal. Wie lassen sich diese auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinenden Positionen gerade im Hinblick auf den Erfolg bei den Wählerinnen und Wählern erklären?

Verhältnis zwischen AFD und der außerparlamentarischen Bewegung?

Trotz Berührungsängsten lassen sich inhaltliche und personelle Überschneidungen zwischen der AfD als Partei und PEGIDA als außerparlamentarischer „Bewegung“ nicht verneinen. Wie aber genau gestaltet sich das Verhältnis zwischen AFD und anderen neu-rechten Organisationen, wie z.B. „den Identitären“, dem Institut für Staatspolitik und anderen rechten „Thinktanks“. Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen den Organisationen, bzw. zwischen Bewegung und Partei?

Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern?

Ost-/Westunterschiede gehören in Bezug auf das aktuelle Erstarken rechter Strukturen zu den häufig diskutierten Themen im medialen und wissenschaftlichen Bereich. Nicht nur das höhere Mobilisierungspotential von *GIDA-Bewegungen, sondern auch die höhere Zustimmung zu Dimensionen rechtsextremer Einstellung in den neuen Bundesländern, scheinen zunächst für eine Einordnung als ‚Ost-Problem‘ zu sprechen. Ist eine derartige Einschätzung sinnvoll und falls ja, was kann als Ursache für die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern in Betracht gezogen werden?

Welche Rolle spielt Antisemitismus?

Die Beobachtung von Antisemitismen bei PEGIDA bietet auf den ersten Blick einen verwirrenden Widerspruch. Wird von PEGIDA auf der einen Seite der Antisemitismusvorwurf zur Diffamierung von MuslimInnen genutzt und vor ‚muslimischem Antisemitismus‘ gewarnt, so existiert gleichzeitig eine ganze Bandbreite an offen antisemitischen Kommentaren von PEGIDA-TeilnehmerInnen im Netz und wenn es gegen Israel geht, finden sich hier auch von offizieller Seite deutlich antisemitische Stereotype wieder. In welchen Formen sind Antisemitismus oder verschwörungstheoretische Deutungsmuster im völkischen Lager verankert und geht mit dem Erstarken rechter Strukturen in Deutschland auch ein generelles Erstarken des Antisemitismus einher?

Feindbild: Muslim

Zentrales Thema von PEGIDA ist eine angeblich drohende ‚Islamisierung‘ des ‚christliches Abendlandes‘. Doch was soll mit diesen Begriffen tatsächlich zum Ausdruck gebracht und erklärt werden? Welchen Inhalt hat die Konstruktion des Feindbildes ‚Muslim‘, wie lässt es sich analytisch fassen und welche Funktion erfüllt dieses?

Die neue Rechte, die neue Linke und die soziale Frage

Während die soziale Frage früher das Aushängeschild der Linken war, scheint das Thema soziale Ungerechtigkeit heute vor allem von Rechten medial wirksam besetzt zu werden, während die Linke sich Fragen der Identitäten und ihrer Vielfalt widmet.

Wie kam es zu dieser Verschiebung und welche inhaltlichen Folgen hat sie für die Thematisierung von sozialer Not.

Parallelen 1930 und heute

Gibt es Parallelen zwischen den politischen und gesellschaftlichen Situationen in den späten 20er- / frühen 30er-Jahren und heute? Kann neben dem Erstarken, Radikalisieren und sichtbar Werden der Rechten auch ein entsprechender Trend links der Mitte beobachtet werden? Ist die Demokratie geschwächt? Gibt es heute eine Wiederkehr der „Großen Depression“? Ist das Zunehmen der rechten Selbstjustiz ein Indiz für die Wiederkehr offener Straßenkämpfe und dem teilweisen Zusammenbruch des Gewaltmonopols?